Zu kurz oder zu lang: Welche Zykluslänge ist normal? 

Welche Zykluslänge ist normal?

Ein normaler Zyklus dauert 28 Tage und der Eisprung findet am 14. Tag statt. Richtig oder falsch? Theoretisch ist es zwar möglich, dass du einen solchen Lehrbuch-Zyklus hast. Wahrscheinlicher ist aber, dass er sich innerhalb einer gewissen Spanne bewegt. Welche Zykluslänge normal ist und was dir dein Zyklus sagen kann, erfährst du hier.

Normale Zykluslänge: Ein perfektes Uhrwerk?

Ungefähr einmal pro Monat entwickelt einer deiner Eierstöcke eine dominante Eizelle. Für den Fall, dass es befruchtet wird, bereitet deine Gebärmutter gleichzeitig alles vor, damit es die perfekten Bedingungen vorfindet, um zu wachsen.

Sie bildet eine Schleimhaut, das sogenannte Endometrium. Kommt diese mit der befruchteten Eizelle in Berührung, ermöglicht das die Einnistung und die Bildung von Plazenta und Nabelschnur.

In den meisten Fällen wird die Eizelle allerdings nicht befruchtet. Für den Körper bedeutet das, dass die Arbeit mehrerer Wochen umsonst war. Die dicke Gebärmutterschleimhaut wird vorerst nicht benötigt. Die Folge: Der Körper stößt sie ab und leitet sie mithilfe von Blut durch die Vagina aus dem Körper – deine Periode setzt ein

Diesen gesamten Prozess von Anfang bis Ende kennen wir unter dem Begriff Menstruationszyklus oder einfach Zyklus. Vielleicht hast du schon häufiger gehört, dass er 28 Tage dauert. In vielen alten Kulturen wird der Zyklus der Frau auch mit den Mondphasen in Verbindung gebracht. 

Aber ist es wirklich so, dass du deine Periode genau einmal pro Monat bekommen solltest? Ich habe es schon oft erlebt, dass meine Klientinnen sich unsicher sind, ob ihr Zyklus normal oder zu lang, zu kurz oder zu unregelmäßig ist.

Falls deine Zyklusdauer nicht dem Lehrbuch-Rhythmus entspricht, möchte ich dich beruhigen: Welche Zykluslänge normal ist, ist von Frau zu Frau verschieden.

Die Spanne der Zykluslängen bei Frauen

Der „Musterzyklus“ von 28 Tagen ist in Wirklichkeit sehr selten. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe an Studien, die zeigen, dass die normale Zykluslänge keine feste Zahl ist, sondern eher eine Spanne. Eine Arbeit aus dem Jahr 2019 analysierte zum Beispiel die Daten aus insgesamt 612.613 Zyklen, die über eine Zyklus-App gesammelt wurden.

Das Ergebnis: Bei knapp zwei Dritteln der Frauen (65 Prozent) zwischen 19 und 45 Jahren dauerte der Zyklus zwischen 25 und 30 Tagen – aber nur bei etwa 13 Prozent der Frauen waren es genau 28 Tage. Die durchschnittliche Zyklusdauer lag bei 29,3 Tagen mit einer Abweichung von 5,2 Tagen. 1 2 Beim Großteil der Frauen ist der Zyklus nicht immer genau gleich, sondern schwankt 3.

Wie du deine eigene Zykluslänge berechnest

Falls du dir nicht sicher bist, wie lang dein Zyklus ist, kannst du die Dauer ganz einfach berechnen: Der erste Tag deiner Periode ist gleichzeitig der erste Tag deines Zyklus. Dabei rechnest du erst ab einer „richtigen“, roten Blutung – leicht bräunlicher Ausfluss oder kurze Schmierblutungen zählst du nicht mit.

Der letzte Tag ist der Tag, bevor du das nächste Mal deine Tage bekommst. Am besten schreibst du dir über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten genau auf, wann deine Periode einsetzt, wie lange sie dauert und vielleicht auch, welche anderen Symptome du feststellst.

Anschließend addierst du die Anzahl der Tage deiner Zyklen und teilst die Gesamtsumme anschließend durch die Zahl der Monate, damit du einen Durchschnittswert für die Zykluslänge erhältst.

Ein solcher Zykluskalender hilft dir nicht nur, den Rhythmus deines Körpers besser zu verstehen, sondern kann dir auch wertvolle Hinweise auf mögliche Störungen geben.

Wenn du zum Beispiel feststellst, dass dein Zyklus 40 Tage lang ist, du häufige Zwischenblutungen hast oder deine Zyklen sehr unterschiedlich lang sind, kann es sich lohnen, dir Unterstützung zu suchen, um etwas näher hinzusehen.

Natürlich funktioniert das Berechnen der Zykluslänge nur, wenn du keine hormonellen Verhütungsmittel verwendest: Die Pille, das Verhütungsstäbchen und die Hormonspirale legen deinen eigenen Zyklus lahm.

Dass der „Zyklus“ bei der Einnahme der Pille immer genau 28 Tage beträgt, ist bewusst so gewählt, damit den Verwenderinnen das Ganze möglichst natürlich erscheint. Auch die Blutung, die einsetzt, wenn du die Einnahme unterbrichst, ist nicht deine Periode, sondern eine sogenannte Entzugsblutung.

Dein Zyklus ist zu kurz oder zu lang?

Die meisten Expert:innen betrachten eine Zykluslänge zwischen 23 und 35 Tagen als normal. Weicht deine Zyklusdauer davon ab, spricht man von einem unregelmäßigen Zyklus. Statistisch gesehen kommen längere Zyklen dabei häufiger vor als kürzere.

Doch auch mit einem Zyklus von 40 oder 21 Tagen ist dein Körper möglicherweise völlig gesund: Vielleicht hat er einfach nur seinen ganz eigenen Rhythmus.

Falls dein Zyklus zu kurz oder zu lang ist, kann das aber auch darauf hinweisen, dass das Gleichgewicht oder Zusammenspiel der Hormone nicht stimmt. Wichtige Indizien für einen gesunden Zyklus sind die Regelmäßigkeit und die Länge der ersten und zweiten Zyklushälfte.

Dein Menstruationszyklus lässt sich in insgesamt vier verschiedene Phasen aufteilen. Die erste Zyklushälfte (Follikelphase), den Eisprung (Ovulation), die zweite Zyklushälfte (Luteal- oder Gelbkörperphase) und deine Menstruation bzw. Periode (die technisch gesehen ebenfalls zur Follikelphase zählt).

Das sind quasi die Jahreszeiten deines Zyklus: Die Follikelphase entspricht dem Frühling, der Eisprung dem Sommer, die Lutealphase dem Herbst und die Menstruation dem Winter. 

Je nachdem, in welcher Phase du dich befindest, sind bestimmte Hormone besonders aktiv. In der Follikelphase dominiert beispielsweise das Östrogen, in der Lutealphase dagegen das Progesteron, das manchmal auch Gelbkörperhormon genannt wird.

Anhand von Verschiebungen oder Unregelmäßigkeiten deines normalen Zyklus lassen sich deshalb in vielen Fällen Probleme mit der Hormonbalance erkennen.

Die Länge der ersten und zweiten Zyklushälfte

Dachtest auch du bis jetzt, dass der Eisprung immer am 14. Tag deines Zyklus stattfindet? Damit sind wir beim nächsten Zyklus-Mythos: Diese Zahl ist genauso wenig „normal“ wie eine Zykluslänge von 28 Tagen. 

Bei vielen Frauen ist außerdem die zweite Zyklushälfte, also die Phase nach dem Eisprung, tendenziell kürzer als die erste. Die am Anfang dieses Textes genannte Studie zeigte, dass die Follikelphase im Durchschnitt 16,9 Tage lang war, die Lutealphase hingegen nur 12,4.

Es kann also gut sein, dass du erst am Zyklustag 22 oder 23 einen Eisprung hast und trotzdem völlig gesund bist. Deshalb ist es sehr hilfreich, zu wissen, wann genau dein Eisprung stattfindet.

Auch bei einer scheinbar normalen Zykluslänge lassen sich dann eventuelle Probleme erkennen: Ist dein Zyklus zum Beispiel 28 Tage lang, der Eisprung findet aber erst am Tag 21 statt, ist deine zweite Zyklushälfte viel zu kurz.

Das könnte bedeuten, dass dein Körper zu wenig Progesteron produziert. Trotz Bilderbuch-Zyklus könnte es dann schwierig sein, schwanger zu werden: Als Faustregel gilt, dass die Lutealphase mindestens 10 Tage lang sein sollte, damit das Ei genug Zeit hat, um sich einzunisten.

Welche Zykluslänge normal ist, hängt von dir ab

Übrigens: Spermien überleben bis zu fünf Tage in deinem Körper – und bis zu 24 Stunden nach dem Eisprung bist du fruchtbar. Theoretisch könntest du also auch schwanger werden, wenn du vor oder nach dem Eisprung Sex hast. Insgesamt sind es maximal etwa sechs Tage pro Zyklus, an denen eine Befruchtung stattfinden könnte.

Allerdings ist dein Körper keine Maschine, sondern ein intelligentes, lebendiges System, das sich den aktuellen Bedürfnissen und Bedingungen anpasst. Ich rate dir deshalb dringend, den Zeitpunkt deines Eisprungs weder zu schätzen noch anhand deiner durchschnittlichen Zykluslänge zu berechnen. So etwas wie ein starres Muster von fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen haben die wenigsten Frauen.

Verhütung und Schwangerschaft mit Zyklustracking

Genau deshalb bin ich ein großer Fan davon, den Zyklus zu tracken: Symptothermale Methoden, wie zum Beispiel FAM (Fertility Awareness Method) oder NFP, helfen dir sowohl dabei, zu verhüten, als auch schwanger zu werden. Sie sind unglaublich wertvolle Tools, wenn du deinen Körper besser verstehen möchtest.

Anstatt dich auf Durchschnitts- oder Erfahrungswerte zu verlassen, beobachtest du Parameter wie deine Basaltemperatur, deinen Zervixschleim und die Position deines Muttermundes. In Kombination sind diese Parameter eine solide Grundlage, um deine fruchtbaren Tage zu ermitteln. 

Außerdem gilt der weibliche Zyklus inzwischen als wichtiges Vitalzeichen: Unabhängig davon, ob du verhüten oder schwanger werden möchtest, kann er dir zeigen, ob mit deiner Gesundheit alles in Ordnung ist. Wenn du mehr dazu lernen möchtest, kann ich dir meinen Kurs “Sicheres Zyklusmonitoring – Verhütung, Kinderwunsch und Körperbewusstsein im Fokus” ans Herz legen. 

Zyklusstörungen: Was, wenn die Zykluslänge schwankt?  

Wir wissen ja jetzt, dass die Zykluslänge schwanken kann. Genau dasselbe gilt für die Länge der ersten und zweiten Zyklushälfte. Wenn du feststellst, dass deine Zyklusdauer schwankt, musst du dir meistens keine Sorgen machen. Schwankungen von bis zu sieben Tagen gelten als normal – zumindest, wenn dein Zyklus sich innerhalb der Spanne von 23 bis 35 Tagen bewegt.

Ist dein Zyklus 40 oder gar 50 Tage lang, kommt regelmäßig mehr als eine Woche zu spät oder zu früh oder fällt womöglich ganz aus, empfehle ich dir grundsätzlich, die Sache mit erfahrenen Therapeut:innen abzuklären.

Die “normale” Zykluslänge verändert sich 

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Genau wie der Rest deines Körpers kann sich im Laufe deines Lebens auch die Zykluslänge verändern. Es scheint, dass jüngere Frauen zu längeren Zyklen neigen, während die Zyklusdauer mit steigendem Alter tendenziell abnimmt.

Sehr stark verkürzte Zyklen zeigen sich besonders oft bei sehr jungen Mädchen oder bei Frauen, die vor dem Beginn der Wechseljahre stehen.

Generell ist es bei Zyklusstörungen sehr wichtig, deine Gesamtsituation zu betrachten. In vielen Fällen lassen sie sich nämlich auf Stress oder Veränderungen des Lebensstils zurückführen.

Ein gutes Beispiel ist die COVID-19-Pandemie: Studien konnten belegen, dass die Lockdown-Phasen bei vielen Frauen dazu geführt haben, dass der normale Zyklus sich verändert.7 Unser Körper ist nunmal ein Gewohnheitstier.

Mögliche Auslöser für einen schwankenden Zyklus:

  •       Reisen und Wechsel der Zeitzone
  •       Vermehrter Stress
  •       Psychische Probleme, wie zum Beispiel Depressionen
  •       Ernährungsumstellung
  •       Gewichtszu- oder abnahme
  •       Unzureichende Kalorienzufuhr
  •       Einnahme von Medikamenten
  •       Alkohol- oder Drogenkonsum
  •       Intensiver Sport
  •       Störungen oder Erkrankungen, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion

Normale Zyklusdauer: So unterstützt du deine Klientinnen

Die Zykluslänge kann dir als Berater:in wichtige Informationen über den Gesundheitszustand deiner Klientinnen liefern. Ganz besonders, wenn dir weitere Daten zum Eisprung und der Länge der Zyklusphasen vorliegen.

Der menschliche Körper ist ein komplexes Netzwerk, in dem alles zusammenspielt: Viele typische Symptome, wie Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Heißhunger, eine geringe Libido oder auch Verdauungsbeschwerden, können unter Umständen mit dem Zyklus zusammenhängen.

Wenn du beispielsweise siehst, dass deine Klientin sehr lange oder unregelmäßige Zyklen hat, gibt dir das eine erste Richtung vor, um mögliche Ursachen zu finden.

Wie oben schon gesagt, ist es sehr wichtig, verschiedene Perspektiven einzunehmen und den Menschen als Ganzes zu betrachten. Welche anderen Symptome und Bedürfnisse hat die Klientin, welche möglichen Stressoren gibt es aktuell?

Hier bietet der Ayurveda einen wunderbaren Schatz an Methoden, um den Zyklus zu regulieren. Statt sich auf einen einzelnen Aspekt zu konzentrieren, arbeiten Ayurveda-Therapeut:innen immer mit der individuellen Konstitution und Lebenssituation der Klientinnen.

Viele Zyklusstörungen lassen sich mit einer zum Typ passenden Ernährungs- und Lebensweise und kleinen Denkanstößen schon deutlich verbessern. Vermutest du schwerwiegende Störungen oder Krankheiten, solltest du deine Klientinnen an einen Arzt weitervermitteln.  

Welche Zykluslänge ist normal?

Wenn du weißt, wie stark dein Zyklus schwankt, ob du regelmäßig einen Eisprung hast und wie lange deine erste und zweite Zyklushälfte sind, hast du eine ganze Menge an wichtigen Einblicken in deine Gesundheit.

Dass ein normaler Zyklus genau 28 Tage hat und der Eisprung immer an Tag 14 stattfindet, sind Gerüchte, die sich hartnäckig halten. Falls dein Zyklus von dieser Norm abweicht, hoffe ich, dass dieser Text dir etwas mehr Vertrauen in den Rhythmus deines Körpers geben konnte. Wenn du mehr über deinen Zyklus lernen möchtest, kann ich dir meinen Kurs “Sicheres Zyklusmonitoring – Verhütung, Kinderwunsch und Körperbewusstsein im Fokus” sehr ans Herz legen. Dort lernst du deinen Zyklus wirklich kennen, du weißt wie du sicher hormonfrei verhütest oder den Kinderwunsch unterstützen kannst. Wir arbeiten mit der symptothermalen Methode (NFP) und du lernst in 4 Wochen Schritt für Schritt alles, was du in Zusammenhang mit deinem Zyklus wissen musst. 

Du findest das Thema Frauengesundheit genauso spannend wie ich und würdest gerne mehr darüber erfahren? Dann schau bei meiner Weiterbildung Ayurveda Coach für Frauengesundheit vorbei. Du lernst die wissenschaftlichen Grundlagen kennen, erhältst Einblicke in das Zusammenspiel der Hormone und siehst, wie du den Ayurveda nutzen kannst, um deinen Klientinnen noch besser zu helfen. 

 

Quellen und weiterführende Ressourcen: 

  1. Real-world menstrual cycle characteristics of more than 600,000 menstrual cycles | npj Digital Medicine (nature.com) 
  2. Zum Eisprung kommt es meist nicht an Tag 14 des Menstruationszyklus (aerzteblatt.de)
  3. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35432198/