Stress und deine Periode: Der Grund für deine Zyklusbeschwerden?
Stress kann deine Periode und deine Zyklusgesundheit enorm beeinträchtigen. In diesem Beitrags erkläre ich dir erst einmal, warum ich es kritisch sehe, immer von Stressminimierung zu sprechen. Zudem gehe ich darauf ein, wie Stress aus moderner Sicht eingeordnet wird und wie du Stress aus ayurvedischer Sicht differenzieren kannst.
Damit du dich und dein Stresslevel direkt reflektieren kannst, bekommst du außerdem einen kleinen Einblick in einige meiner Coaching Fragebögen, mit denen auch du direkt arbeiten kannst. Außerdem erfährst du, welche Art von Stress welche Auswirkungen auf deinen Körper haben kann.
Stress ist prinzipiell nichts Schlechtes
Wir hören überall und ständig, dass wir unseren Stress minimieren müssen. An dieser kurzen Aussage stören mich schon zwei Punkte. Der erste ist, dass das Wort “müssen” allein schon Stress auslösen kann. Wir sind also bereits von dem Gedanken gestresst, dass wir uns nicht stressen lassen dürfen – paradox, oder?
Der zweite Punkt ist, dass es in unserer heutigen Welt kaum möglich ist, den Stress zu minimieren. Wir können nicht einfach unseren Job kündigen (den wir grundsätzlich mögen), unserer Familie sagen, dass wir zwei Wochen auf eine einsame Insel verschwinden (die wir natürlich auch lieben) oder unsere Rechnungen nicht bezahlen.
Auch die Vorstellung, jeglichen sozialen Konflikten aus dem Weg zu gehen oder nie wieder das Handy, den Laptop oder den Fernseher zu nutzen, finde ich jetzt nicht so doll. Daher nutze ich statt dem Begriff Stressminimierung viel, viel lieber das Wort Stressmanagement.
Stresshormone & Frauengesundheit
Von Stressmanagement zu sprechen, nimmt meinen Klientinnen die Last von den Schultern, dass wir Stress immer minimieren müssen. Ein gutes Stressmanagement zu etablieren und fortlaufend zu praktizieren ist keineswegs immer einfach. Aber es ist möglich: sehr sehr gut sogar!
Der Ayurveda gibt uns Möglichkeiten an die Hand, unseren Stress ganzheitlich zu managen. Wir finden einen nachhaltigen Weg, mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen und wirklich langfristige Veränderungen für uns zu finden.
Ein individuelles Stressmanagement ist in meinen Augen mindestens genauso wichtig für unsere Gesundheit wie eine individuelle, vollwertige Ernährung. Ganz besonders, wenn du den Eindruck hast, dass Stress deine Periode beeinflusst.
Stresshormone aus moderner Sicht
Cortisol ist bei den meisten als unser Stresshormon bekannt. An dieser Stelle möchte ich für Cortisol eine Lanze brechen, denn ohne Cortisol würdest du nicht auf dem Bett kommen. Cortisol ist gemeinsam mit Melatonin maßgeblich an unserem Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt und hat eine ganz normale Kurve über den Tag verteilt.
Wir haben also immer ein gewisses Maß an Cortisol in unserem Körper. Mehr zu Cortisol und der HPA-Achse erfährst du in diesem Beitrag.
Ein kleiner Exkurs: Das Cortisol Tagesprofil erklärt übrigens, warum die Morgenstunden dem Kapha Dosha zugeschrieben werden. Kapha steht für Stabilität und auch lang anhaltende Konzentration: Durch das höhere Cortisol am Vormittag können sich viele Menschen genau zu dieser Zeit besser konzentrieren als an anderen Zeiten des Tages.
Ist der Ayurveda nicht großartig? All diese Dinge konnten mithilfe dieser wunderbaren Lehre schon vor über 2.000 Jahren erklärt werden, ohne dass jemand schon etwas von einem Hormon gehört hatte. Einfach, weil die Natur – zu der auch wir Menschen zählen – beobachtet wurde.
Kein Hormon an sich ist gut oder schlecht – es kommt immer auf die Balance an.
Aus moderner Sicht werden zwei Arten von Stress unterschieden: Der Distress ist der negative Stress und der Eustress ist der positive Stress. Wie du eine Art von Stress wahrnimmst, kommt ganz enorm auf deine Bewertung, dein Mindset an. Deine subjektiv empfundene Belastung beeinflusst sehr stark, wie sehr Stress sich auf Periode und Zyklusgesundheit auswirkt.
Stress auf der Arbeit kann sowohl positiv als auch negativ sein. Liebst du deine Arbeit und gehst ihr mit vollem Herzen nach, wirst du in hektischen Phasen den Stress eher als positive Energie nutzen. Magst du deine Arbeit nicht oder fühlst dich in deinem Sozialgefüge auf der Arbeit nicht wohl, wirst du eher unter Disstress leiden.
Stress aus ayurvedischer Sicht
Ayurveda beschreibt das Gleichgewicht von “Body, Mind and Soul”. Genau das macht die Ganzheitlichkeit von Ayurveda aus und trifft auch im Bereich Stress ins Schwarze. Dein Körper reagiert auf deine Gedanken und deine Gefühle in bestimmten Situationen – was sich wiederum auf deinen Zyklus auswirkt.
Das Spannende ist, dass wir alle anders mit Stress umgehen. Und hier kommen natürlich die Doshas im Sinne der Konstitution ins Spiel.
Schauen wir uns zunächst die Prädisposition auf Grund der Prakriti an. Vata und Pitta Konstitutionen (Prakriti) sind deutlich anfälliger für Stress als Kapha Konstitutionen – wobei Vata noch anfälliger ist als Pitta. Vata spürt den Stress schnell und reagiert auch sehr schnell mit körperlichen Symptomen.
Pitta Konstitutionen versuchen oft, negative Gefühle wegzudrücken oder abzutun. Für Pitta Konstitutionen ist es ein lebenslanger Lernprozess, mehr ins Spüren zu kommen. Pitta Menschen sind einfach oft sehr kopfgetrieben und sehen nicht ein, warum sie eine Pause machen sollten.
Mehr Sattva, bitte!
Hier spielen auch die geistigen Qualitäten Sattva, Rajas und Tamas eine bedeutende Rolle. Eine Pitta Persönlichkeit mit viel Sattva wird schon deutlich besser auf sich hören können als eine Pitta Persönlichkeit mit viel Rajas. Generell gilt im Ayurveda, dass wir Sattva immer stärken, Rajas managen und Tamas minimieren wollen.
Stress, Zyklusprobleme und die Doshas
Jede Konstitution kann allerdings unter Zyklusbeschwerden auf Grund von Stress leiden, je nachdem welcher Vikriti Zustand vorherrscht. Vikriti bedeutet eine ungesunde Aggravation eines Dosha.
Um ein Beispiel zu nennen: Auch eine Kapha Konstitution kann an Vata bedingten Menstruationsproblemen leiden, wenn ein sehr Vata-vermehrender Lebensstil gepflegt wird. Die Wahrscheinlichkeit ist bei einer Kapha Konstitution nur geringer als bei einer Vata Konstitution.
Ich weiß, es ist nicht immer ganz leicht nachzuvollziehen oder einfach, sich selbst einzuordnen. Aber genau dafür gibt es Ayurveda Experten:innen, die dich unterstützen können, mit dir gemeinsam herausfinden. was eigentlich los ist. So gelingt es, bei Stress und Zyklusproblemen gemeinsam eine individuelle Lösung zu erarbeiten.
Wie steht es um deine Stresshormone?
Halten wir also fest, dass Stress und deine Periode in enger Verbindung miteinander stehen. Wenn du deine Zyklusgesundheit verbessern möchtest, ist es sehr wichtig, das Thema Stressmanagement im Auge zu behalten.
In meiner Arbeit mit Klientinnen direkt dreht sich ganz viel darum, dass wir herausfinden, woher die Probleme kommen, damit wir an der Ursache arbeiten können. Denn genau das ist im Ayurveda der erste Schritt. Es wird also viel reflektiert, es werden viele Fragen gestellt und wir gehen tief in unzählige Thematiken aus dem Leben ein.
Stress-Test für dich zur Reflektion
Ein Tool davon möchte ich nun mit dir teilen. Ich arbeite viel mit Fragebögen, um meine Klientinnen bei der Reflexion zu unterstützen. Im Rahmen von Stress habe ich drei Fragebögen erarbeitet, zwei die sich mehr mit den Hormonen beschäftigt und einen der sich eher mit der ayurvedischen Sichtweise beschäftigt.
Aus beiden zeige ich dir nun einen Ausschnitt und du kannst ihn für dich ganz in Ruhe beantworten und über die verschiedenen Punkte nachdenken. Lerne dich selbst ein bisschen besser kennen und erfahre erste Ansätze, wie du dein Stressmanagement angehen darfst.
Fragebögen: Hormon-Test zum Thema Stress
Fragebogen A:
- Mein Leben fühlt sich unglaublich stressig an
- Ich habe überschüssiges Gewicht, besonders um meine Hüfte herum und es fällt mir sehr schwer sie abzunehmen
- Ich kann sehr schlecht einschlafen
- Ich kann sehr schlecht durchschlafen
- Ich werde zwischen 2 und 4 Uhr nachts wach und kann dann nicht mehr einschlafen
- Ich wache morgens auf und meine Gedanken drehen sich direkt um meine To-Do Liste
- Ich werde sehr schnell sauer und wütend
Fragebogen B:
- Ich kann einfach nicht auf Kaffee verzichten
- Ich fühle mich morgens nie ausgeschlafen (auch, wenn ich 8 Stunden geschlafen habe)
- Nachmittags falle ich in ein totales Tief
- Ich habe ständig Lust auf Süßigkeiten oder salziges Essen
- Ich habe lange sehr stressige Phasen gehabt und habe sie auch aktuell noch
- Ich kann schlecht ein- oder durchschlafen
- Ich werde oft krank
- Ich brauche lange, um wieder gesund zu werden
Fragebogen C (Ayurveda):
- Ich fühle mich oft hoffnungslos und überfordert (Vata)
- Ich habe oft Angst ohne einen bestimmten Grund zu haben (Vata)
- Ich habe sehr oft ein Gedankenkarussell (meist negativ) (Vata)
- Ich verspüre oft Langeweile (Kapha)
- Ich verspüre oft Trägheit und Lustlosigkeit (Kapha)
- Ich bin sehr leicht reizbar (Pitta)
- Ich fresse Stress oft in mich hinein, weil ich Harmonie nicht gefährden möchte (Vata)
- Ich werde oft laut (Pitta)
- Ich spüre unter Stress oft, dass mein Herz schneller schlägt (Vata)
- Ich habe häufig Verstopfungen oder Blähungen (Vata)
- Ich habe nervöse Durchfälle (Vata)
- Ich tendiere immer eher zu lockerem Stuhl oder Durchfällen, das zeigt sich auch bei Stress (Pitta)
- Ich leide unter Sodbrennen (Pitta)
- Ich bin ständig müde, auch wenn ich ausreichend schlafe (Kapha/Tamas)
- Ich habe gelegentlich oder oft ein Piepen in den Ohren/Tinnitus (Vata)
Der Fragebogen 1 und der Fragebogen 2 zeigen an, dass eine hormonelle Dysbalance auf Grund von Problemen mit dem Stresshormon Cortisol ein Thema sein können. Der dritte Fragebogen gibt dir Aufschluss darüber, welche Doshas bei deiner Stressproblematik eine Rolle spielen können.
Solltest du bei einem oder mehreren der drei Fragebögen mehr als 3 Punkte angekreuzt haben, ist es ratsam, ein langfristiges, effektives und nachhaltiges Stressmanagement zu etablieren und vielleicht an deinem Mindset zu arbeiten.
Stress, Periode und ganzheitliche Frauengesundheit
Bei Zyklusproblemen wie Amenorrhoe oder unregelmäßigen Perioden ist Stress ein wichtiger Faktor. Wenn du deine Hormone natürlich regulieren möchtest, empfehle ich dir, immer als erstes auf dein subjektiv empfundenes Stresslevel zu schauen. Wie angespannt fühlst du dich – und was kannst du tun, um dein Stressmanagement zu verbessern?
Hast du Lust, selbst zur Expertin zu werden und andere Frauen auf dem Weg zu mehr Hormonbalance zu unterstützen? Dann setz dich direkt auf die Warteliste für die nächste Runde meiner Weiterbildung zum Ayurveda Coach für Frauengesundheit! Ich würde mich sehr freuen, dich persönlich kennenzulernen.