Östrogenmangel beheben: Symptome & natürliche Behandlung

Östrogenmangel kann unangenehme Symptome haben. Wie du niedriges Östrogen beheben kannst.

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Östrogenmangel beheben: Symptome & natürliche Behandlung

Haarausfall, vaginale Trockenheit und keine Lust auf Intimität mit deinem/deiner Partner:in? Der Grund für diese Symptome könnte ein Östrogenmangel sein. Ein niedriger Östrogenspiegel ist eine natürliche Konsequenz der Wechseljahre. Prinzipiell kann ein solches hormonelles Ungleichgewicht aber jede Frau treffen. Hier erfährst du, was Östrogen eigentlich genau macht, welche Ursachen und Folgen ein Östrogenmangel haben kann und was du tun kannst, um ihn zu beheben.

 

Natürliche Wege zur Hormonbalance

Sagen wir es, wie es ist: Alle Menschen sind hormongesteuert – auch wir Frauen. Die bescheidenen Botenstoffe sind dafür verantwortlich, dass wir jeden Monat verschiedene Zyklusphasen durchlaufen. Ihr Zusammenspiel regelt, ob wir einen Eisprung haben, wann wir unsere Periode bekommen und wie es um unsere Stimmung und Energie steht.

Ähnliches gilt für die verschiedenen Stadien eines Frauenlebens. Pubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre: Die Umstellungen und Schwankungen der Hormone bringen immer mal wieder alles gehörig durcheinander. Weil unsere Hormone so ziemlich jeden Bereich des Körpers beeinflussen, kann ein hormonelles Ungleichgewicht sehr unangenehm sein.

Bis zu einem gewissen Grad sind Hormonschwankungen ganz normal: Mehr als Männer sind Frauen eben zyklische Wesen, die sich immer wieder neu erfinden. Damit meine ich nicht nur, aber auch die Hormonspiegel.

Zu wenig Östrogen? Das kann zum Problem werden

Wenn das hormonelle Ungleichgewicht Probleme verursacht, solltest du allerdings aktiv werden. Unsere Hormonspiegel reagieren sehr sensibel auf unseren Lebensstil. Viele Dysbalancen lassen sich deshalb relativ einfach beseitigen. Wie gut das klappt, hängt allerdings davon ab, um welches Hormon es geht und was die Ursachen deiner Beschwerden sind.

Neben Progesteronmangel und Östrogendominanz zählt der Östrogenmangel zu den häufigsten hormonellen Dysbalancen bei Frauen. Östrogen (manchmal auch Estrogen genannt) ist so etwas wie die Königin der weiblichen Geschlechtshormone. Es sorgt zum Beispiel dafür, dass wir einen Eisprung haben. Ohne Östrogen keine Schwangerschaft.

Das ist aber bei weitem noch nicht alles. Wie schon gesagt: Hormone sind an vielen unterschiedlichen Stellen im Körper aktiv. Ein Östrogenmangel hat deshalb oft weitreichende Folgen.

Arten von Östrogen und Synthese

Östrogene sind neben den Gestagenen die wichtigsten weiblichen Geschlechtsorgane. Sie zählen zu den sogenannten Steroidhormonen. Das bedeutet, der Körper synthetisiert sie aus Fett – genauer gesagt, aus Cholesterin.

Zur Gruppe der Östrogene gehören mehrere unterschiedliche Hormonvarianten:

  • Östradiol / Estradiol: Die wichtigste Östrogen-Form in den fruchtbaren Jahren
  • Östriol / Estriol: Das wichtigste Östrogen in der Schwangerschaft
  • Östetrol / Estetrol: Dieses Östrogen bildet Körper nur während der Schwangerschaft
  • Östron / Estron: Das Haupt-Östrogen ab der Menopause

Die Produktion von Östrogenen erfolgt in mehreren Schritten. Aus Cholesterin entsteht zunächst Pregnenolon, dann Androstendion, dann Testosteron und schließlich Östrogen. Daran siehst du schon, dass auch das „männliche“ Geschlechtshormon Testosteron auch für Frauen sehr wichtig ist. Umgekehrt haben auch Männer Östrogen im Körper – allerdings deutlich weniger als wir Frauen.

Das meiste Östrogen im weiblichen Körper produzieren die Eierstöcke. Kleinere Mengen kommen außerdem aus den Nebennieren. Während der Schwangerschaft übernimmt die Plazenta einen Teil der Östrogen-Produktion.

Welche Funktion hat Östrogen bei Frauen?

In der ersten Hälfte des weiblichen Menstruationszyklus dominiert das Östrogen. Es sorgt dafür, dass die Eizellen heranreifen und dass sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaut. Außerdem haben wir es dem hohen Östrogenspiegel zu verdanken, dass wir um den Eisprung herum mehr Lust auf Sex haben.  

Wenn in der Pubertät die Östrogenspiegel steigen, hat das zur Folge, dass Brust und Schamhaare wachsen und die Gebärmutter sich ausbildet. Der Einfluss des Östrogens geht aber weit über die Fortpflanzungsorgane hinaus.

Das Hormon spielt zum Beispiel eine große Rolle beim Stoffwechsel. Es beeinflusst den Elektrolythaushalt und ist sehr wichtig für die Gesundheit der Knochen. Östrogen wirkt gefäßerweiternd und antioxidativ, unterstützt die Wundheilung und stärkt das Immunsystem. Außerdem gilt Östrogen als Beauty-Hormon, weil es das Erscheinungsbild von Haut und Haaren beeinflusst.  

Östrogenmangel: Symptome bei Frauen

Transportiert wird das Östrogen im Blut meistens in Kombination mit Proteinen. In unserem Körper finden sich hunderte Östrogen-Rezeptoren, an die die Östrogene binden: Neben den Eierstöcken, der Vagina und den Brüsten sitzen sie zum Beispiel auch im Darm, den Muskeln, deinem Gehirn und den Blutgefäßen.

Gerät der Östrogenspiegel aus dem Gleichgewicht, kann sich das deshalb auf unterschiedliche Art zeigen. Ein Östrogenmangel kann sehr unangenehme Symptome verursachen. Leider sind sie eher unspezifisch und noch dazu sehr individuell: Während einige Frauen durch das hormonelle Ungleichgewicht große Probleme haben, merkst du vielleicht kaum etwas.

Mögliche Symptome eines niedrigen Östrogenspiegels:

  • Unregelmäßiger Zyklus
  • Schwache oder ausbleibende Periode
  • Unerfüllter Kinderwunsch
  • Scheidentrockenheit und wenig Zervixschleim
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Juckreiz oder Brennen in der Harnröhre
  • Probleme beim Wasserlassen und Harnwegsinfekte
  • Pilzinfektionen
  • Stimmungsschwankungen
  • Niedrige Libido
  • Hitzewallungen
  • Schlafstörungen
  • Gewichtszunahme
  • Schwindel und Kreislaufprobleme
  • Haarausfall
  • Osteoporose

Psychische Symptome von Östrogenmangel

Ähnlich wie ein Progesteronmangel kann sich auch ein Östrogenmangel negativ auf dein psychisches Wohlbefinden auswirken. Während Progesteron, das “Nestbau-Hormon”, uns eher gemütlich und kuschelig werden lässt, sorgt Östrogen im richtigen Maß für Euphorie und mehr Energie.

Das liegt daran, dass Östradiol (Estradiol) das Enzym Monoaminoxidase hemmt – und damit den Abbau von Dopamin und Serotonin. Damit wirkt das Hormon ähnlich wie manche Antidepressiva. In Studien mit Frauen nach den Wechseljahren verbesserte die Östrogen-Substitution bei zwei Dritteln der Teilnehmerinnen die Stimmung deutlich.

Frauen, die einen Östrogenmangel haben, klagen häufig über depressive Episoden, Stimmungsschwankungen, Nervosität und Ängstlichkeit. Neben den psychischen Folgen eines Östrogenmangels kann er auch die kognitiven Fähigkeiten beeinflussen. Wissenschaftler:innen gehen heute davon aus, dass niedrige Östrogenspiegel die Konzentrations- und Merkfähigkeit senken.

Langfristige Folgen von Östrogenmangel

Einige der möglichen Folgen eines Östrogenmangels kennst du ja jetzt schon. Kurzfristig zeigen sich vielleicht trockene Schleimhäute, unregelmäßige Zyklen und eine niedrige Libido. Und: Ist nicht genug Östrogen vorhanden, stimmen auch die Grundvoraussetzungen für eine Schwangerschaft nicht. Bei Kinderwunsch sollte ein Östrogenmangel daher unbedingt behandelt werden.

Dass Östrogen die Prozesse in der ersten Zyklushälfte reguliert, habe ich schon erwähnt. Kurz vor dem Eisprung erreichen die Werte ihren Höhepunkt. Das wiederum führt dazu, dass das luteinisierende Hormon (LH) ausgeschüttet wird und es zum Eisprung kommt. Ohne Östrogen kann die Eizelle nicht richtig reifen und der Eisprung bleibt aus.

Heute wissen wir außerdem, dass durch niedriges Östrogen langfristig das Risiko für verschiedene Krankheiten steigt. Da wären zum Beispiel neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer und Demenz. Vor der Menopause haben Frauen ein deutlich niedriges Risiko als Männer – nach den Wechseljahren holen sie dann aber schnell auf. Sehr wahrscheinlich liegt das am Östrogen: Solange wir genug davon haben, schützt es das weibliche Gehirn.

Außerdem gibt es einen Zusammenhang zwischen Östrogenmangel, Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein niedriger Östrogenspiegel erhöht das Risiko für das metabolische Syndrom – der Kombination aus Übergewicht, Insulinresistenz, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen. Dieser Vierklang wird umgangssprachlich manchmal auch als tödliches Quartett bezeichnet.

Mögliche Ursachen von zu wenig Östrogen

Eines möchte ich hier unbedingt betonen: Ähnlich wie beim Blutzuckerspiegel sind auch Schwankungen des Hormonhaushalts ganz normal. Ein gewisses Auf und Ab ist von der Natur schon so gewollt. Weil wir Menschen manchmal ein zu starkes Kontrollbedürfnis haben, ist es sinnvoll, sich ab und zu daran zu erinnern.

Während deiner Menstruation sind die Östrogenspiegel zum Beispiel sehr niedrig. Deshalb hast du aber natürlich keinen Östrogenmangel. Während der Schwangerschaft ist der Östrogenwert dagegen sehr hoch. Trotzdem würde man in diesem Fall nicht von einer Östrogendominanz sprechen. Es kommt eben auf den Kontext an.  

Auch, wenn du mit der Pille verhütest, sagt dein Östrogenwert nicht viel aus. Hormonelle Verhütungsmittel unterdrücken den natürlichen Zyklus und verändern den Hormonhaushalt. Kombinationspräparate enthalten synthetisches Östrogen, das aber etwas anders ist als die natürliche Form. Gerade, wenn in einem Präparat nur wenig Östrogen enthalten ist, zeigen sich manchmal Symptome eines Östrogenmangels.

Mögliche Ursachen von Östrogenmangel:

  • Pubertät
  • Wechseljahre
  • Hormonelle Verhütungsmittel
  • Störungen oder Operation der Eierstöcke
  • Störungen der Nebennieren
  • Untergewicht oder starker Gewichtsverlust
  • Nährstoffmängel
  • Zu intensiver Sport
  • Anhaltender Stress
  • Dysbalancen des Darm-Mikrobioms

Östrogenmangel und Wechseljahre

Die häufigste Ursache eines Östrogenmangels sind die Wechseljahre. Ein Kern dieser Umstellung ist schließlich, dass die Eierstöcke nach und nach ihre Arbeit einstellen. Bei den meisten Frauen führt das zunächst dazu, dass die Progesteronwerte abfallen. Typisch für die Prä- und Perimenopause ist deshalb ein Progesteronmangel bzw. eine Östrogendominanz.

Im weiteren Verlauf der Wechseljahre sinken auch die Östrogenwerte ab. Das ist allerdings in der Regel erst kurz vor der letzten Blutung der Fall – also dann, wenn die Eierstöcke schon fast nicht mehr funktionieren. Die kleinen Menge, die wir nach der Menopause noch produzieren, kommen aus den Nebennieren. 

Weil das meiste Östrogen bei Frauen aus den Eierstöcken kommt, ist ein Östrogenmangel die logische Konsequenz. Typische Wechseljahres-Beschwerden wie Scheidentrockenheit und Hitzewallungen decken sich deshalb mit den Symptomen eines Östrogenmangels.

Eine andere Frage ist, ob man hier überhaupt von einem Östrogenmangel sprechen sollte. Dass wir älter werden und sich im Zuge der Menopause die Hormonspiegel verändern, ist schließlich ein ganz natürlicher Prozess. Das Östrogen pendelt sich einfach auf einem niedrigeren Level ein.

Viele der Probleme in den Wechseljahren hängen aber mit niedrigem Östrogen zusammen und lassen sich oft durch die Gabe synthetischer Hormone lindern. Deshalb hat sich der Begriff so eingebürgert.

Etwas anders sieht die Sache aus, wenn die Wechseljahre vorzeitig beginnen. Vor dem 40. Lebensjahr spricht man von einer primären Ovarialinsuffizienz. Sie führt zu früh zu einem Östrogenmangel und seinen möglichen Folgen.

Östrogenmangel in der Pubertät

Die Pubertät ist im Leben einer Frau die erste große hormonelle Umbruchsphase. Östrogen ist auch während dieser Zeit einer der Hauptakteure: Es sorgt dafür, dass die Brust wächst, Scham- und Achselhaare sichtbar werden und dass die erste Periode kommt. Während der Pubertät ist ein hormonelles Ungleichgewicht erst einmal völlig normal. Es dauert eben ein bisschen, bis die Hormone ihre Balance finden.

Ein Östrogenmangel ist in dieser Zeit deshalb meistens kein Grund zur Sorge. Die einzige Ausnahme: Bei der sogenannten Pubertas tarda setzt die Pubertät sehr verspätet ein. Mädchen, die davon betroffen sind, haben ihre erste Periode oft erst mit 18 Jahren oder sogar noch später.

Besonders häufig ist Pubertas tarda bei jungen Frauen, die sehr viel Sport machen, unterernährt sind (zum Beispiel wegen einer Essstörung) oder unter einer krankhaften Hormonstörung leiden. Die möglichen Ursachen von Pubertas tarda sollten auf jeden Fall mit Mediziner:innen besprochen werden.

Darmgesundheit und Hormone

Damit kommen wir zu einem meiner Lieblingsthemen: Der Darmgesundheit. Vielleicht weißt du ja, dass ich mit einem Bein in der Wissenschaft und mit dem anderen im Ayurveda stehe. Das älteste Medizinsystem der Welt hat eine völlig andere Herangehensweise als die moderne westliche Wissenschaft. Trotzdem ist es absolut faszinierend, wie gut sich die beiden ergänzen.

Die Bedeutung des Darms ist dabei nur ein Beispiel von vielen. Im Ayurveda gilt der Verdauungstrakt als der Sitz der Gesundheit. Eine ayurvedische Grundregel lautet „Du bist, was du verdaust“. Daran siehst du schon, dass es weniger darum geht, nur bestimmte, vermeintlich gesunde Lebensmittel zu essen: Viel wichtiger ist, dass dein Körper mit deinen Mahlzeiten gut klarkommt.

Inzwischen gibt es viele Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Darm-Mikrobiom und der Gesundheit untersucht haben. Falls dir der Begriff Mikrobiom nichts sagt: Damit gemeint sind die Billionen von Bakterien, die unseren Darm besiedeln.

Das Östrobolom: Kleine Helfer für die Hormonbalance

Die meisten davon sind für uns sehr nützlich, wenn nicht sogar lebenswichtig. Sie stellen bestimmte Stoffe her, die unsere Gesundheit unterstützen – darunter zum Beispiel wertvolle kurzkettige Fettsäuren (Postbiotika) und Neurotransmitter. Bestimmte Bakterienstämme regulieren zudem unseren Östrogenspiegel.

Für diese hilfreichen Darmbewohner gibt es sogar einen eigenen Namen: das Östrobolom. Sie sind unter anderem daran beteiligt, überflüssiges Östrogen aus dem Körper auszuleiten. Das ist sehr wichtig, denn auch ein Zuviel an Östrogen kann schädlich sein: Vermutet wird zum Beispiel ein Zusammenhang zwischen Östrogendominanz, Endometriose und einigen Krebsarten.

Um Östrogene abzuschieben, verbindet der Körper sie mit anderen Substanzen. Dadurch wird das Östrogen gleichzeitig inaktiv. Die Mikroben des Östroboloms stellen das Enzym ß-Glucuronidase her. Es kann die Verbindung lösen und das Östrogen wieder aktivieren. Auf diese Weise kann das Östrogen über die Darmwand zurück in den Blutkreislauf gelangen und seine Funktion erfüllen.

Östrogenmangel erkennen und testen

Das bedeutet: Je mehr ß-Glucuronidase, desto mehr (aktives) Östrogen. Bei einem Östrogenmangel kann es also sein, dass du aufgrund einer Darm-Dysbiose nicht genug ß-Glucuronidase produzierst. Diesen Wert kannst du bei einem Verdacht in einer Arztpraxis testen lassen. Das ist übrigens auch dann sinnvoll, wenn du eine Östrogendominanz vermutest.

Gynäkolog:innen haben auch die Möglichkeit, die Werte deiner Geschlechtshormone zu bestimmen. Dieses Thema ist allerdings ziemlich komplex und etwas umstritten. Weil die Hormone im Zyklusverlauf schwanken, ist es wichtig, die Hormonspiegel zum richtigen Zeitpunkt zu testen. Wenn du zum Beispiel einen Östrogenmangel vermutest, macht es wenig Sinn, während der zweiten Zyklushälfte zu testen.

Dazu musst du natürlich wissen, in welcher Zyklusphase du dich gerade befindest. Falls du dich damit bisher noch nicht beschäftigt hast, empfehle ich dir, mit dem Zyklustracking nach der symptothermalen Methode zu beginnen. Damit weißt du immer genau, wann dein Eisprung oder die nächste Periode anstehen.

Ich selbst habe sehr gute Erfahrungen mit dem Dutch-Test gemacht. Er ist relativ zeit- und kostenaufwendig, bietet dafür aber einen tollen Gesamtüberblick über deinen Hormonstatus während des gesamten Zyklus.

Grundsätzlich solltest du neben Östradiol (plus 17-beta-Östradiol) und Östriol die Werte für Progesteron, das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH) bestimmen lassen sowie ggf. auch für Testosteron. Außerdem empfehle ich dir, deine Schilddrüsenwerte (TSH, T3, T4 und Antikörper) testen zu lassen: Manchmal verursachen Schilddrüsenprobleme nämlich ähnliche Symptome wie ein Östrogenmangel.

Östrogenmangel: Die Behandlungsmöglichkeiten

Wie du deinen Östrogenmangel am besten behandelst, lässt sich so nicht pauschal beantworten. Es kommt darauf an, was ihn verursacht hat und unter welchen Beschwerden du leidest. In den Wechseljahren gibt es die Möglichkeit einer Hormonersatztherapie (HRT). Synthetisches Östrogen gibt es in vielen verschiedenen Formen. Oft enthalten die Präparate zusätzlich Gestagene.

Eine Alternative sind bioidentische Hormone (BHRT): Sie sind (wie der Name schon sagt) den natürlichen Hormonen ähnlicher. Sowohl HRT als auch BHRT bergen gewissen Risiken und können Nebenwirkungen verursachen. Falls du eine dieser Methoden in Erwägung ziehst, lass dich am besten in einer spezialisierten Arztpraxis beraten.

Wichtig: Bei einem Östrogenmangel aufgrund der Wechseljahre ist es nicht das Ziel, die Werte ein Leben lang auf demselben Level zu halten. Es geht einzig darum, die Symptome des Östrogenmangels zu lindern.

Östrogenmangel natürlich beheben

Das Zusammenspiel der Hormone reagiert sehr sensibel auf unseren Lebensstil. Ernährung, Bewegung, Schlaf, Stress – all diese Aspekte können das hormonelle Gleichgewicht verändern.

Die gute Nachricht ist, dass sich hormonelle Dysbalancen dadurch oft natürlich behandeln lassen. Wenn du auf die wichtigsten Grundpfeiler achtest, kannst du die Symptome eines Östrogenmangels reduzieren und tust gleichzeitig auf vielen anderen Ebenen etwas für deine Gesundheit.

Meine erste Empfehlung: Nimm ausreichend gesunde Fette aus Olivenöl, Nüssen, Saaten und fettem Fisch zu dir. Steroidhormone wie Östrogen werden nun mal aus Fett gebildet. Fett hat allerdings eine hohe Nährstoffdichte: Während ein Gramm Protein und ein Gramm Kohlenhydrate je 4 Kilokalorien enthalten, sind es bei Fett neun. Achte also darauf, dass deine Nährstoffbilanz insgesamt stimmt.

Übergewicht kann das hormonelle Gleichgewicht ebenfalls durcheinanderbringen. Vor allem Bauchfett (viszerales Fett) schüttet bestimmte Botenstoffe aus, die den Stoffwechsel beeinträchtigen und verschiedene Krankheiten begünstigen. Das Gemeine daran ist, dass der Körper gerade bei einem Östrogenmangel oft vermehrt Fett am Bauch einlagert.

Unterstütze deine Darmgesundheit

Meine Tipps, um einen Östrogenmangel natürlich zu behandeln, sind im Prinzip die Basics einer gesunden Ernährung: Fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag, genug Protein, Hülsenfrüchte und Vollkorn und die besagten gesunden Fette. So versorgst du deinen Körper mit allen wichtigen Nährstoffen und wertvollen sekundären Pflanzenstoffen. Gleichzeitig hilfst du damit deinem Östrobolom.

Mit Pro- und Präbiotika unterstützt du die wichtigen Bakterienstämme in deinem Darm-Mikrobiom. Probiotika bekommst du zum Beispiel aus Joghurt, Kefir, Sauerkaut oder Kombucha. Präbiotika sind Futter für die guten Darmbakterien – in der Regel handelt es sich dabei um Ballaststoffe. Mindestens 30, noch besser 35 Gramm pro Tag sollten es schon sein.

Bei einem Östrogenmangel kann es sich möglicherweise auch lohnen, den Anteil an tierischen Produkten etwas zu erhöhen. In kleineren Studien hatten Menschen, die sich vorwiegend pflanzenbasiert ernährten, eine niedrigere ß-Glucuronidase-Aktivität. Und du erinnerst dich: Wenig ß-Glucuronidase heißt gleichzeitig weniger aktives Östrogen.

Wie sinnvoll sind Phytoöstrogene?

Bioidentische Hormone werden aus pflanzlichen Quellen hergestellt. Denn wie immer hat Mutter Natur ein Ass im Ärmel. Viele Pflanzen enthalten Phytoöstrogene: So nennt man sekundäre Pflanzenstoffe, die ähnlich wirken wie das Östrogen im menschlichen Körper.

Typische Beispiele sind der Rotklee und die Sojabohne. Extrakte aus diesen Pflanzen finden sich in vielen Nahrungsergänzungsmitteln für Wechseljahresbeschwerden.

Aber wie sinnvoll ist das – und lohnt es sich, bei einem Östrogenmangel einfach mehr Soja zu essen? Studien kommen dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Phytoöstrogene können zwar an die körpereigenen Östrogenrezeptoren binden, sie wirken aber deutlich schwächer als unsere körpereigenen Hormone.

Grundsätzlich kann es also sein, dass sich die Symptome eines Östrogenmangels verbessern. Wie gut das bei dir funktioniert, musst du ausprobieren. Neben den Isoflavonen in der Sojabohne wird auch den Lignanen (vor allem in Leinsamen und Sesam) eine potenziell günstige Wirkung bei Östrogenmangel zugesprochen.

Meine Empfehlung lautet trotzdem: Versteife dich nicht allzu sehr auf Phytoöstrogene. Viel sinnvoller ist es, dem Körper alle Nährstoffe zu geben, die er braucht. Wer bunt, frisch und abwechslungsreich isst, profitiert vom gesamten Spektrum der sekundären Pflanzenstoffe.

Übrigens: Die Sorge, dass zu viel Soja zu einer Östrogendominanz führt, ist sehr wahrscheinlich unbegründet. Weil die Phytoöstrogene an die Rezeptoren binden, blocken sie damit die stärker wirkenden Körperöstrogene – und können damit zu einer gesunden Hormonbalance beitragen.

Weitere Tipps bei Östrogenmangel

Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich mich ständig wiederhole. Aber es ist nun mal, wie es ist: Beim Thema Gesundheit geht es immer um das große Ganze. Die Ernährung ist zweifellos ein wichtiger, aber keinesfalls der einzige Baustein.

Stress führt zum Beispiel sehr häufig zu einem hormonellen Ungleichgewicht wie einem Östrogenmangel. Vielleicht hast du schon mal vom Pregnenolon-Steal gehört: Pregnenolon ist eine Vorstufe von Östrogen – und gleichzeitig auch von Cortisol, einem unserer sogenannten Stresshormone.

Stress ist für den Körper der höchste Alarmzustand. Wenn es ums Überleben geht, stellt er Zyklus und Fruchtbarkeit hinten an: Das vorhandene Pregnenolon verwendet er dann statt für Östrogen und Progesteron lieber für Cortisol. Ob du dich vor einem wilden Tier stehst oder eine Präsentation halten musst, macht für ihn dabei keinen Unterschied. Auch Unter- oder Mangelernährung bedeuten für den Körper Stress.

Tipps, um Östrogenmangel zu beheben und Folgen vorzubeugen:

  • Ein gesundes Körpergewicht
  • Regelmäßige, ausgewogene Mahlzeiten
  • Wenig Zucker, Koffein und Alkohol
  • Häufige moderate Bewegungseinheiten
  • Krafttraining gegen Muskelschwund und Osteoporose (spätestens ab den Wechseljahren)
  • Achtsamkeitsübungen, Meditation und Atemübungen
  • Mindestens 7-8 Stunden Schlaf pro Nacht
  • Regelmäßige Auszeiten und Zeit in der Natur

Östrogenmangel bei Frauen: Tipps für deine Klientinnen                                                           

Mit Östrogenmangel ist es so eine Sache. Manche Stimmen behaupten sogar, es gäbe ihn eigentlich gar nicht: In den Wechseljahren sei es kein Mangel, sondern der neue Normalzustand – und vorher trete er grundsätzlich in Kombination mit einem Progesteronmangel auf.

Nach meiner Erfahrung kommt es durchaus vor, dass sich ein Östrogenmangel auch schon in den fruchtbaren Jahren zeigt. Es stimmt allerdings, dass es sich sehr oft nicht „nur“ um einen Östrogenmangel handelt. Deshalb empfehle ich grundsätzlich, bei einem Verdacht alle wichtigen Hormone testen zu lassen.

Um den Östrogenmangel zu beheben, geht es dann darum, die Ursachen, Beschwerden und Ziele zu definieren. Meine erste Frage lautet deshalb: Hat die Klientin einen Eisprung? Um das herauszufinden, ist die symptothermale Methode Gold wert. Gleichzeitig erkennt man durch Zyklustracking oft auch andere Störungen oder Tendenzen – und kann bei einem Kinderwunsch die fruchtbaren Tage ganz genau bestimmen.

Neben dem Hormonstatus und dem Zyklusverlauf solltest du dich nach den Symptomen, möglichen Vorerkrankungen und den Gewohnheiten deiner Klientin erkundigen. Isst sie genug und wie setzen sich die Mahlzeiten zusammen? Treibt sie Sport – und wenn ja, wie viel? Leidet sie privat oder beruflich unter starkem Druck? Wie steht es um die psychische Gesundheit?

Das Thema Körpergewicht müssen wir bei Östrogenmangel sehr differenziert betrachten. Einerseits haben Frauen, die vor den Wechseljahren an Östrogenmangel leiden, häufig einen eher niedrigen Körperfettanteil. In vielen Fällen ist dann aber auch das Progesteron niedrig. Mit ausreichend Kalorien, gesunden Fetten und ggf. einem etwas höheren Anteil an tierischen Produkten lässt sich die Hormonbalance oft gut unterstützen.

Um die Wechseljahre herum führt der Lebensabschnitts-bedingte Östrogenmangel dann eher zu Übergewicht und begünstigt ein metabolisches Syndrom. Achtung: Die Menopause solltest du auch dann schon im Hinterkopf haben, wenn die Klientin vielleicht erst Mitte oder Ende 30 ist!

Diesen Frauen würde ich eher zu mehr Bewegung und einer Ernährungsweise mit vielen Ballaststoffen raten. Gerade Krafttraining ist spätestens ab den Wechseljahren sehr wichtig, weil es hilft, die Knochendichte zu erhalten und Sarkopenie vorzubeugen.

Fazit: Östrogenmangel natürlich beheben

Östrogenmangel ist ein hormonelles Ungleichgewicht, dass sich bei vielen Frauen in den Wechseljahren zeigt. Trotzdem können die Symptome sich auch schon während der fruchtbaren Jahre zeigen.

Weil niedrige Östrogenspiegel unangenehme Symptome verursachen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und langfristig bestimmte Krankheitsbilder begünstigen können, lohnt es sich, einen Östrogenmangel natürlich zu beheben.

Einen Standardweg gibt es dafür leider nicht: Es ist wichtig, sich deine individuelle Situation im Detail anzusehen. Körpergewicht und -komposition und Ernährung spielen genauso eine Rolle wie Bewegung, Stress, Schlaf und Darmgesundheit. 

Aus meiner Erfahrung haben sich bei einem Östrogenmangel die Konzepte des Ayurveda bewährt: Das älteste Heilsystem der Welt berücksichtigt individuelle Faktoren und sorgt durch personalisierte Empfehlungen für eine gesunde Hormonbalance. 

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